In Gedenken an Robert Engler

25. Februar 1920 – 8. März 2022 Do, 17.03.22 Club Bildbeschreibung

Robert Engler war der älteste Spieler, der je für den FC St.Gallen 1879 gespielt hat – und der älteste noch lebende. Nun ist er 102-jährig gestorben.

Röbi, wie ihn alle nannten, wuchs in Wittenbach auf. 1938 schloss er sich den Junioren des FCSG an und debütierte 1942 mit 22 Jahren in der ersten Mannschaft, die damals in der Nationalliga A spielte. Im April 1945 erreichte der Verteidiger mit den Espen den Cupfinal gegen die Young Boys, doch dieser ging mit 0:2 in der Verlängerung verloren. Und im Sommer stieg der FCSG in Nationalliga B ab. Im Tor stand damals Walter Eugster – sein Schwager. 1949 gelang den Espen der Wiederaufstieg, doch ein Jahr später stieg die Mannschaft gleich wieder ab. Engler blieb seinem Herzensklub in all der Zeit treu und schlug 1950 auch ein Angebot des FC Winterthur, der in die Nationalliga B aufgestiegen war, aus – «obwohl ein Vertreter bei uns in der Wohnung stand und mir nebst einem Couvert mit Geldscheinen auch einen guten Lohn anbot», wie er vor zwei Jahren anlässlich seines 100. Geburtstags erzählte. «Dort hätte mich niemand gekannt – und ich kannte dort niemanden.»

Ganz anders in St.Gallen: Engler war zu jener Zeit einer der populärsten Spieler der Espen und amtete von 1951 bis 1955 als Captain des Teams. 1955 trat Engler von Spitzenfussball zurück und hängte noch zwei Saisons beim FC Buchs an. Doch 1962 kehrte er zu seinem Herzensklub, der inzwischen in der 1. Liga (damals die dritthöchste Spielklasse) um den Klassenerhalt kämpfte, zurück – und gab im Alter von 42 Jahren ein erfolgreiches Comeback. Damit ist er bis heute der älteste Spieler, der je für den FC St.Gallen 1879 gespielt hat.

Robert Engler (vierter von links in der unteren Reihe) auf einem Mannschaftsfoto aus der Saison 1954/55.

Zu jener Zeit arbeitete Robert Engler als Aufseher und Chauffeur der ehemaligen Strafanstalt St.Jakob, die auf dem heutigen Olma-Areal stand. Er transportierte die Insassen vom Gefängnis in die Werkstatt, beaufsichtigte sie dort – und packte auch mal mit an. Und wenn er in der Strafanstalt übernachten musste, liess er nachts gelegentlich die Gefangenen aus den Zellen, um mit ihnen zu jassen.

Robert Engler, der mit seiner Frau Margrith seit 1949, dem Jahr ihrer Hochzeit, fast durchgehend in unmittelbarer Nähe des Stadions Espenmoos lebte, blieb dem FC St.Gallen 1879 sein ganzes Leben lang verbunden. Er besuchte jahrelang die monatlichen Treffen der ehemaligen Spieler. Und vor zwei Jahren, als er seinen 100. Geburtstag feierte, erzählte er mit leuchtenden Augen von seiner Zeit in Grünweiss.

Am vergangenen Dienstag, 8. März, ist Röbi Engler im Alter von 102 Jahren gestorben. Damit ist eine Legende von uns gegangen. Der FC St.Gallen 1879 trauert mit den Angehörigen und drückt der ganzen Familie sein herzliches Beileid aus. (dag)