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Zunächst musste Brander einen Umweg über Martigny in der 1. Liga machen, um den Sprung in die 1. Mannschaft zu schaffen - und zu einem der wichtigsten Espen der siebziger Jahre zu werden. Trainer Albert Sing persönlich kümmerte sich darum, dass der ehemalige FCSG-Junior aus dem Wallis zurückgeholt wurde. Der Trainer, der die Mannschaft zuvor zum Cupsieg führte, in der Sommerpause aber auch ziemlich viele Abgänge hinnehmen musste, war überzeugt von Brander. Nur dass er ihn nicht als Stürmer, sondern als Verteidiger sah.
In einem Portrait im "Sport" schrieb Jeannot Lucchi über den Jubilar: "Man hat oft über Kurt Brander gelächelt. Über seinen Laufstil, seine oft unorthodoxe Spielweise. Man hat sich über Kurt Brander gewundert. Über seine fast unheimliche Kondition, seinen Durchhaltewillen. Man hat sich über Kurt Brander geärgert. Über einen schlechten Pass oder seine Art, Flanken zu verziehen. Doch wenn der Ball im Tor landet, wie gegen Basel, jubeln alle". Der gemeinte Treffer sicherte im Frühling 1979 die Finalrunden-Teilnahme der Top 6.
All diese Emotionen bewiesen - nur, dass man sich in St. Gallen sehr bewusst war - wie sehr es einen wie ihn brauchte, hiess es weiter. Brander selbst gab das Lob gerne weiter an die ganze Mannschaft, in der jeder gleich wichtig sei, ob Routinier oder Neuling. Vorne Stürmer Labhart, der die Tore schiesse, hinten Goalie Schüepp "und jeder dazwischen leistet Spiel für Spiel seine Arbeit".
In der ersten Saison mit Brander stieg der FCSG zwar ab, es gelang aber die sofortige Rückkehr. Und Brander selbst wurde in der NLB-Saison 1970/71 zum Stammspieler und blieb es das ganze Jahrzehnt lang.
Mit Willy Sommer als Trainer wurde Brander 1975 zum Mittelfeldspieler umfunktioniert. "Er hat mich gequält und geschunden" sagte Brander später über Sommer, die Umstellung sei ihm schwergefallen. Doch die Arbeit wurde belohnt. Am Ende der ersten Saison unter Sommer qualifizierte sich der FCSG erstmals für den Internationalen Fussballcup IFC. Ein Dreivierteljahr später standen die Espen im Cupfinal, der gegen die Young Boys 0:1 verloren ging. "Vielleicht wäre es anders gekommen, hätte nicht Brander kurz vor dem einzigen Tor verletzungsbedingt ausscheiden müssen" hiess es im 100-Jahr-Buch. Den Ostermontag 1977 behielt Brander jedenfalls als Höhepunkt seiner Karriere in Erinnerung. Und schon dreieinhalb Wochen nach der Meniskus-Operation spielte der zähe Sommer wieder mit den Reserven, nachdem ihn Sommer und Klubarzt Dr. Spring zuvor über die Finnenbahn jagten.
"Wir könnten uns keinen besseren Captain wünschen" lobte Teamkollege Walter Seger. "Kurt ist nicht nur, was seine Einstellung angeht, ein Vorbild". So sei es auch sein Verdienst, dass die Mannschaft ins Trainingslager könne. Denn Brander baute unter anderem einen Souvenirverkauf auf, liess etwa Mannschaftsposter und FCSG-Uhren herstellen, um zu zusätzlichen Einnahmen zu kommen.
Mit dem Ligacup 1978 kam Captain Brander mit dem FCSG dann doch zu einem Titelgewinn. Vor allem aber rückte die Mannschaft in der Zeit zur Spitze auf. Dass er im Sommer 1980 mit Spitzenfussball aufhören würde, beschloss Brandner schon Monate zuvor. In der Winterpause wurde bekannt gegeben, dass er als Spielertrainer zum Zweitligisten FC Amriswil wechsle. Im Frühling 1980 aber forderten viele Fans in der Stadt, dass Brander bleiben müsse. Einen FCSG ohne ihren Captain mochten sich viele nicht vorstellen.
Den IFC und zwei Europacup-Einsätze im Herbst 1969 mitgerechnet, bestritt Brandner in den elf Jahren 332 Pflichtspiele für den FC St. Gallen (246 davon in der NLA) und erzielte 24 Tore. Bei den Flug- und Fahrzeugwerken FFA in Altenrhein, bei der er schon als NLA-Fussballer arbeitete, stieg der Flugzeugspengler beruflich auf, als Spielertrainer blieb er engagiert. Und doch habe er "mehr als ein halbes Jahr gebraucht", um sich von "seiner" Mannschaft zu trennen, erzählte Brander später. Bei Matchbesuchen im Espenmoos hätte es ihn in der ersten Zeit danach zu sehr gejuckt, selbst aufzulaufen.
Herzlichen Glückwunsch, Kurt Brander!
Bildquelle: Werner Bischofberger